WUNDBRAND

Sarajevo, 17 Tage im August



Didi Danquart, Johann Feindt
BRD 1994, s/w, 79 Min.


Pressestimmen:

„Man sieht kaum die Ruinen der Häuser, doch dafür werden in den Gesprächen die Zerstörungen der Seelen der Menschen um so deutlicher.“

(Kölner Stadtanzeiger)

„Die Bilanz in WUNDBRAND fällt kommentarlos nüchtern aus und packt uns deshalb nicht nur emotional. Wo die in Schwarzweiß gedrehten Bilder für sich sprechen, geraten handliche Vorurteile schnell ins Wanken. ... WUNDBRAND ist eine Ausnahme im Allerlei täglicher Bilderfluten.“

(Märkische Allgemeine Zeitung)


Sarajevo, belagerte Stadt, mitten in Europa am Ende des Zwanzigsten Jahrhunderts.

Wundbrand zeigt Splitter eines Alltags, der hinter den täglichen Schreckensbildern aus den Fernsehnachrichten liegt. Der Alltag der Bewohner heißt Überleben, Weiterleben, Trotzdem-Leben.

Wundbrand versucht, diesen Alltag eines jeden Krieges zu begreifen. 17 Tage lang drehten die Autoren in Sarajevo. Sie fanden Menschen, Straßen und Plätze, die sich ihnen öffneten und Wunden zeigten, die nicht so schnell heilen werden.

Bizarre rostige Finger ragen in den Himmel, Stromabnehmer der Trolleybusse, die zerschossen in einem Betriebshof stehen. Stille; nur ein leises scharrendes Geräusch ist zu hören. Eine Frau fegt den Hof, versucht, in absurder Weise die Ordnung zu halten, wo nichts mehr funktioniert. Wanja, 19 Jahre, ist nervös, raucht ununterbrochen, ein kaum merkliches Zucken liegt über seinem Gesicht. Als Diversant verübt er Anschläge im Rücken der feindlichen Linien, seit den ersten Kriegstagen ist er dabei. Schlafen kann er nur noch mit Schlaftabletten, denn es gibt Bilder, die ihn nicht mehr loslassen.. Bei seinem letzten Einsatz sind von seiner Brigade nur noch drei übriggeblieben.

Auf dem Flachdach ihres Hochhauses hat Familie Hurudinovic ein Gemüsebeet. Die tägliche Ernte: eine Zwiebel, eine Tomate - manchmal zwei. Vitamine für Mutter und zwei Söhne. Kein Wasser, kein Gas, kein Strom. Scheinwerferbirnen sind an Klingelkabeln durch die Wohnung verlegt, Taschenlampenbatterien, manchmal auch Autoakkus, Kerzen, wenn man hat.

„Wir sind alle verrückt“, sagt Kurt, der Komiker, 22 Jahre alt, Monty-Python-Fan. Aber nicht verrückt im eigentlichen Sinne. Schon der Versuch, im Krieg normal zu bleiben, heißt verrückt sein.

Wundbrand ist ein Dokument des Krieges und des Lebens. Eigentlich zeigt der Film mit Bildern, in Gesprächen und der Toncollage das Gesicht der Zerstörung Sarajevos und seiner Einwohner.


 

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