Beast on the Moon

Schauspiel von Richard Kalinowski, Deutsch von Ursula Grützmacher - Tabori

Hambuger Kammerspiele 2001


Über das Stück

"Wer die Wahrheit spricht, sagt ein armenisches Wort, muss immer ein gesatteltes Pferd bereithalten"

New York, 30er-Jahre: Der junge armenische Fotograf Aram Tomasian hat den Genozid an seinem Volk überlebt und ist in die USA emigriert. Er hat keine Verwandten mehr, seine Eltern und Geschwister sind während der Massaker an den Armeniern im Osmanischen Reich geköpft worden. Aram ist nur eine Reliquie geblieben: ein Familienfoto. Eines Tages schneidet er die Gesichter der Ermordeten aus. Er will das Foto mit lebendigen Gesichtern einer neuen Familie füllen. Für diese Traumidee nach dem göttlichen Befehl "Seid fruchtbar und mehret euch" zahlt er viel Geld und heiratet per Ferntrauung ein fünfzehnjähriges armenisches Waisenmädchen, Seda, aus Istanbul. Ihre Ankunft soll seine Träume wahr werden lassen. Denn sie werden Kinder zeugen, deren Gesichter ihm helfen werden, die Vergangenheit zu vergessen. Der Familienstammbaum wird mit neuen Trieben versehen werden, woraufhin er im freien Amerika glücklich sein wird. Aber alles kommt anders, als gedacht...

Hinter dem alltäglichen Leben, das zart und humorvoll entwickelt wird, verbergen sich der Wunsch zu leben, aber auch die seelischen Verletzungen, über die die Beiden lange nicht sprechen, weil sie schreckliche Bilder in ihren Erinnerungen tragen. Bei Mondfinsternis schossen die gläubigen Türken auf den Mond, um das scheußliche „Biest“, das den Halbmond, das heilige Symbol, schlucken wollte, zu töten. Eines Tages schossen sie auch auf die Armenier, weil sie ihr Land schlucken könnten. Das Biest hat sich in den Herzen der Türken festgesetzt, hat ihren Verstand besetzt, die wilden Säbel wurden gezogen, und der Plan zur Vernichtung der Armenier wurde umgesetzt.

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