„Nur diese eine Ortschaft, von der ich seit langem wußte, doch die ich erst spät sah, liegt gänzlich für sich. Es ist eine Ortschaft, für die ich bestimmt war und der ich entkam. Ich habe selbst nichts in dieser Ortschaft erfahren. Ich habe keine andere Beziehung zu ihr, als daß mein Name auf den Listen derer stand, die dorthin für immer übersiedelt werden sollten. Zwanzig Jahre danach habe ich diese Ortschaft gesehen. Sie ist unveränderlich. Ihre Bauwerke lassen sich mit keinen anderen Bauwerken verwechseln.“
(aus: Peter Weiss, Meine Ortschaft, 1965)
Treatment für einen Dokumentarfilm
von Didi Danquart und Arthur Summereder (Fassung vom Januar 2022)
„Erinnern wie Vergessen sind menschliche Eigenschaften, die weder gut noch schlecht sind, sondern beide dazugehören, das Leben zu bewältigen.“ (Jan Philipp Reemtsma in: „Wozu Gedenkstätten?“)
In diesem Spannungsfeld bewegt sich unser Film: In der beabsichtigten Verschränkung von Erinnern und Vergessen heute, die auch die nachgeborenen Generationen miteinbeziehen soll. Dies auch vor dem Hintergrund, dass überlebende Zeitzeugen des Holocaust bald nicht mehr sein werden. Wir möchten uns in unserem Filmvorhaben der Bedeutung des konkreten Ortes Mauthausen annähern, der für die damaligen Ereignisse einsteht, denen Gedacht werden soll. Dafür soll der Film die Perspektive des „Hausmeisters“ einnehmen, der diesen Ort pflegt, sich um ihn kümmert, im Sinne von: „sich einer Sache annehmen; sich helfend, sorgend um etwas bemühen.“
Aus der Perspektive des Hausmeisters, des „Caretakers“, verliert sich die Entfremdung im Blick auf dieses Mahn- / Denkmal, die mit einer Institutionalisierung einhergehen kann - so unsere filmische Hypothese. Der Hausmeister stemmt eine Aufgabe im Dienste aller…