Die Chronik von Wyhl 1970 -1982
Ein Film der Medienwerkstatt Freiburg, BRD 1982, 85 Min.
Zwölf Jahre einer aufregenden Geschichte, die Geschichte einer regionalen Volksbewegung, die aus dem Nichts entstand, die Geschichte der Platzbesetzung und der grenzüberschreitenden Aktionen, eine Geschichte, die die Bevölkerung selber gemacht hat, mit Verantwortungsbewußtsein, Mut, Phantasie und langem Atem. Die Chronik von Wyhl wurde in Zusammenarbeit mit den Bürgerinitiativen am Kaiserstuhl zusammengestellt. „S’Wespenäscht“ ist eine Chronik von wirklichen Ereignissen. Und ist gleichzeitig über weite Strecken ein Traum. Ein Traum von direkter Demokratie, von Selbstbewußtsein und Selbstorganisation, von haltbarem Widerstand, von Erfindungen (Platzbesetzungen, Freundschaftshaus, Volkshochschule Wyhler Wald, Freies Radio Dreyeckland). Es gibt diese richtigen Sätze: „Über 40% der BRD-Bevölkerung ist kritisch gegenüber der Atomindustrie“ oder: „An allen Standorten wehrt sich die betroffene Bevölkerung“. Was sagt uns das? Was Allgemeines, nicht viel. Besser, wir lernen das Besondere kennen, die Menschen, die Orte, die Regionen. Dann erst kennen wir die Lebendigkeit der Bewegung. Das schützt uns auch vor Verwechslungen und falschen Übertragungen. Unsere Kraft ist nicht Einheitlichkeit, sondern bewußte Einheit von widersprüchlichen, besonderen, wahrhaften Menschen. Bei der Arbeit am Film fiel uns auf, wie verdorben unsere Augen sind, wenn wir in die Vergangenheit zurückblicken, diese blöde Angewohnheit, alle Ereignisse als logische Konsequenz gegebener Bedingungen, der „objektiven“ Faktoren zu betrachten, wie zwanghaft, langweilig und falsch! Und entmutigend obendrein. Die dokumentarischen Aufnahmen sagen was anderes: Aufregend war alles zu jeder Zeit, und das Ergebnis ungewiß. Jede einzelne Entscheidung jedes einzelnen Menschen ist wichtig (Jean-Jacques Rettig über Juli 1970: „Am Anfang waren wir vier Familien ...“). Und am Palmsonntag 1982 kamen 50.000 subjektive Faktoren an die Wyhler Nato-Rampe, 50.000 einzelne Entscheidungen.